Ich sah und erfuhr:
Wir können zwar versuchen, schmerzhafte Erfahrungen und die Mühen dieser Pilgerreise, die wir Leben nennen, zu vermeiden. Aber das bedeutet, dem Leben selbst auszuweichen, während es von Augenblick zu Augenblick vergeht!
In dieser Zeremonie hatte ich eine kurze aber eindrückliche visuelle und emotionale Erfahrung, in der ich das Rad von Leben und Tod sehr eindrücklich vor meinem inneren Auge sah.
Ich hatte eine Einsicht in etwas, das mir theoretisch schon lange klar war: dass schmerzhafte Erfahrungen unvermeidlich sind und dass herausfordernde Erfahrungen, von denen wir denken, dass wir sie eigentlich nicht haben sollten, dass wir wohl etwas falsch machen, ein zentraler Bestandteil des Lebens selbst sind.
Das war keine intellektuelle Erkenntnis. Ich habe es visuell erlebt und sehr tief empfunden. Das ist auch sehr typisch für psychedelische Erlebnisse: Sie erscheinen als unmittelbare Wahrheit, die gefühlt irgendwie ganzheitlich sind und ohne Worte auskommen.
Bildhafte Erfahrung der Ayahuasca Erfahrung
Hier nun meine bildhafte, metaphorische Erfahrung im Detail:
In dieser Ayahuasca Zeremonie sah ich (unter anderem) das "Rad des Lebens und des Todes". Ich sah ganz konkret, sozusagen als halluziniertes "Video", wie der Planet Erde aus der Ferne als eine runde, erdfarbene Kugel erschien, auf der sich die Menschen auf ihrer Lebensreise endlos abmühten, schwitzten, Dinge schleppten, bis sie starben, nur um wiedergeboren zu werden und die Anstrengung des Lebens von neuem zu beginnen. Ich sah sie unaufhörlich wie die Sonne auf der einen Seite aufgehen und auf der anderen untergehen. Es war ein endloses Kommen und Gehen.
Es waren nackte Menschen, ohne alles, was wir normalerweise besitzen. Sie erinnerten mich ein bisschen an Neandertaler. Es war das nackte, rohe Menschsein auf diesem Planeten Erde. Es war das unendliche Rad des Geborenwerdens und des Sterbens - des Lebens und des Todes. Ein endloser Kreislauf.
Und dieses einfache Bild der Erdkugel mit den unzähligen Menschen, die geboren werden, die stöhnen, die schwitzen, die sich schleppen, die laufen, die pilgern, die sich unermüdlich abmühen auf ihrer Reise durch das Leben und dann wieder sterben, enthielt all dies.
Wiedergeburt und Buddhismus
Im Nachhinein ist mir klar geworden, warum es für Buddhisten nicht unbedingt erstrebenswert ist, wieder geboren zu werden. Ich hatte nie wirklich verstanden, warum Buddhisten im Allgemeinen versuchen, so viel gutes Karma wie möglich aufzubauen - um dann durch die Erleuchtung diese irdische Erfahrung nicht mehr zu brauchen.
In dieser Vision wurde mir plötzlich ganz klar und verständlich, dass menschliches Leben einfach auch Leiden bedeutet. Unvermeidlich. Ohne Leiden kein Leben. Es macht keinen Sinn, sich dagegen zu wehren.
Anmerkung: "Leiden" bedeutet im Buddhismus nicht automatisch "Unglück" etc. In manchen Interpretationen wird das Pali-Wort "dukkha" auch mit "Reaktivität" übersetzt. In diesem Sinne bedeutet die Befreiung vom Leiden, wieder mehr Autonomie zu gewinnen, indem man nicht ständig auf "Trigger" reagiert und von Impulsen beherrscht wird.
Leiden und Compassion / Mitgefühl in Meditation und Buddhismus
Man denkt ja oft, dass das Ziel von Meditation so etwas ist wie Entspannung, innere Ruhe, etc. Dies kann ein individuelles Ziel sein.
Aber in der ursprünglichen Tradition ist das Ziel auch immer, das Leiden "aller bewussten Wesen" zu verringern. Das Ziel ist dann "Einsicht + Mitgefühl". Und aus dem Mitgefühl können dann Taten erwachsen, durch die man hilfreich ist, im Kleinen oder Großen. Man kann auch garnicht 24/7 allen Menschen helfen. In einer seiner Meditationen sagt zB auch der Lehrer Sam Harris, dass es vor allem darum geht, ein besserer Partner, Freund oder Elternteil zu sein und - allem voran! - eine bessere, gesündere Beziehung zu sich selbst und zum Leben zu entwickeln!
Das ist also etwas anderes als individuelle mentale Gesundheit im üblichen Sinne: es ist auch eine soziale Intention, keine reine "Wellness"-Übung.
Eine spezielle Art von Meditation dafür ist die "Metta-Meditation", in der man Mitgefühl übt. Zum Beispiel gibt es Atem-Meditationen, in denen man sich das Leid der Welt als dunkle Wolke einatmet, es innerlich reinigt, und dann gereinigt und hell wieder in die Welt ausatmet.
Das ist aber nur möglich, wenn man überhaupt ein Gefühl dafür hat, wieviel Leid tatsächlich in anderen Menschen und der Welt vorhanden ist, also sowohl im kleinen wie auch im großen Maßstab. Solch ein sehr konkretes Mitgefühl für andere bekommt man oft in psychedelischen Erfahrungen, besonders mit Ayahuasca. Ich bin für diese Einsicht sehr dankbar, auch wenn der Inhalt an sich eigentlich nicht neu für mich war.
die DIAMANT - ATeMmEditation
Hier ist ein Ausschnitt aus einer "Tonglen" oder Metta-Meditation, die ich einmal gehört habe. Davon gibt es viele Varianten. In dieser Variante ist es nicht direkt das eigene Herz, sondern ein Diamant in der Mitte Deines Herzens, der das eingeatmete Leiden verwandelt.
Diese Tonglen Übung bedeutet Geben und Nehmen. Wir werden einen Diamanten in unserer Brust haben. Dieser Diamant ist einzigartig und er hat die Eigenschaft, unzerstörbar zu sein. Unverwüstlich und kristallklar. Du stellst dir einen Diamanten vor, der in der Mitte deines Herzens entsteht. Er ist rostfrei und unzerstörbar. Er strahlt Mitgefühl aus. Und dann machen wir die Praxis von Tonglen, wir stellen uns verschiedene Szenen von Menschen vor, die Schwierigkeiten haben, denn dies ist ein Diamant, der voller Mitgefühl ist. Jetzt einfach einatmen als ob du beim Einatmen das Leiden in den Diamanten einatmen könntest. Du atmest das Leid anderer ein, der Atem trifft den Diamanten und verwandelt sich. Dieser Diamant ist also wie ein Transformator, der alles, was er berührt, sofort reinigt. Wir atmen also das Leid der anderen in den Diamanten ein. Dann atmen wir es wieder aus, und so wird Verbindung und Mitgefühl erzeugt und verstärkt.
Referenzen
Ich überprüfe jetzt ab und zu was ich schreibe aus Interesse mit ChatGPT. Hier meine Prompts:
Was ist der Zusammenhang von Wiedergeburt und Karma?
Was sind unterschiedliche Übersetzungen des Begriffs "dukkha"?
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